Gelungener Spagat zwischen Barock und Moderne, Musik und Tanz – Emotionales Passionskonzert im „Guten Hirten“ begeistert große Zuhörerschaft

 

"Zusammen mit Streichern, Chor und einer Tänzerin verknüpfte André Gold verschiedene Kompositionen zu einer ungewohnten Kombination."  − F.: Zipfer

Altötting. Ein Passionskonzert der etwas anderen Art erwartete die zahlreichen Konzertbesucher am Karfreitag in der evangelischen Kirche „Zum Guten Hirten“. Wem es dabei gelang, Vorurteile und traditionalistische Bande abzulegen, der wurde mit einem ebenso innigen wie mitreißenden Konzerterlebnis belohnt. Darbietende Künstler waren die Sänger der Evangelischen Kantorei Altötting mit Streichorchester, Solisten und einer Tänzerin unter der Leitung von André Gold.

Im Zentrum stand das „Stabat Mater“ des italienischen Barockkomponisten G.B. Pergolesi – jedoch nicht als musikalische Einheit in der traditionellen, solistischen Darbietungsform für Sopran und Mezzosopran. Vielmehr wagte Gold die stilistisch abenteuerliche Kombination mit dem Orgelkonzert in g-Moll von F. Poulenc, einem Komponisten der französischen Moderne, dessen Werke eine große Polystilistik aufweisen. Abwechselnd erklangen Teile des „Stabat Mater“ in der traditionellen Form oder in einem von Gold arrangierten vierstimmigen Chorsatz, sowie Elemente des Orgelkonzerts und der Chorus „Behold the Lamb of God“ aus Händels „Messias“.

Die Teile des „Stabat Mater“ standen dabei für die Hilflosigkeit der Mutter angesichts des Todes ihres einzigen Sohnes, Händels Einschub über das Gotteslamm, das die Schuld der Welt trägt, sollte den Bezug zu den Menschen herstellen, und der Chor fungierte als mitfühlender Kommentator des Geschehens. Zur Intensivierung des eben gehörten Wortes setzte Gold die moderne Tonsprache Poulencs ein.

Wie der Titel des Konzerts – „Passion – Emotionen in Musik und Tanz“ – bereits erwarten ließ, wurden die musikalischen Darbietungen durch Improvisationen der Tänzerin Christina Seonbuchner ergänzt. Zu den Klängen von Poulencs Orgelkonzert, das Gabriele Kuhn an der Orgel zusammen mit dem Streichorchester interpretierte, visualisierte die Schülerin der „Katka’s Dance Academy“ mit mit-reißender Gestik und Mimik die Trauer und Verzweiflung der Gottesmutter. In Pergolesis „Stabat Mater“ überzeugten die Sopranistin Judith Sievi sowie Petra Grimme, Mezzosopran, mit großer Aus-drucksstärke und harmonierten trotz unterschiedlich gefärbter Stimmen wunderbar in den Duetten. Ebenso harmonisch – wenn dies auch bei Poulencs zuweilen disharmonischem Orgelkonzert erstaunlich klingen mag – fügten sich die einzelnen Elemente des Konzertes aneinander und zogen die Zuhörer in ihren Bann.

Das Knistern im schon von der Sonne sehr aufgeheizten Kirchenraum war spätestens am Ende zu spüren, als es mit dem letzten, gewaltigen Akkord der Orgel plötzlich dunkel wurde, und sich in der darauf folgenden, spannungsgeladenen Stille alle Aufmerksamkeit auf das helle Kreuz im Zentrum der Kirche fokussierte. Minutenlanger Applaus war schließlich der Lohn für ein ganz besonderes Konzert, das gewiss vielen Zuhörern den Sinn des Osterfestes ein Stück näher gebracht hat. 

Artikel aus der PNP vom 26.04.2011 – Maria Zipfer

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