Neuötting. Gut sechs Wochen hat Mozart wohl an der Partitur gearbeitet, um den 20. November 1791 wurde er plötzlich so krank, dass er dem „Requiem“ in d-Moll keine Note mehr hinzufügen konnte. Teile der Auftragsarbeit, die Mozarts Schüler Franz Xaver Süßmayr vollenden sollte, wurden zu Mozarts eigener Totenmesse. Die Chorgemeinschaft Neuötting und die Evangelische Kantorei Altötting haben das Requiem zusammen mit der Südböhmischen Kammerphilharmonie Budweis am Samstagabend in der Pfarrkirche St. Nikolaus aufgeführt. „Es gibt einen besonderen, direkten Zugang Gottes zu den Menschen, gerade durch dieses Werk“, sagte Pfarrer Florian Wöss in seiner Einführung. Als „zu weltlich, opernhaft, virtuos und monumental“ sei das Requiem kritisiert worden. Vermutlich, weil die Musik bei der Überführung des Leichnams Napoleons in den Invalidendom und beim 100. Geburtstag Karl Marx’ erklang. Blendete man dies aus, ebenso wie den 110 Sänger umfassenden Chor, das 40-köpfige Orchester und die Leinwände zur Videoübertragung in die Seitenschiffe, auf denen jede Schweißperle auf der Dirigentenstirn, jede Regung in den Sängergesichtern sichtbar wurde, so konnte man wahrhaftig die „Spur der Transzendenz spüren“, von der Wöss gesprochen hatte.
Dirigent André Gold führte Kammerphilharmonie und beide Chöre zu einer Einheit zusammen, welche die dunkle Grundstimmung − nicht zuletzt bedingt durch das Fehlen von hohen Holzbläsern wie Flöte und Oboe − ebenso musikalisch umzusetzen wussten wie die im Requiem ausgedrückte Hoffnung auf das ewige Leben. Beeindruckend war die Dynamik von lauten und leisen Stellen, welche die Zerrissenheit zwischen Verdammung, Jüngstem Gericht, Erlösung und Auferstehung verdeutlichte. Auch die Solisten − Rosmarie Ecklkofer (Sopran), Petra Grimme (Alt), Frieder Lang (Tenor) und Klaus Reiter (Bass) − überzeugten in der Pfarrkirche. Am kommenden Samstag wird das Requiem in Budweis aufgeführt.
Artikel aus der PNP vom 22.03.2011 – Wojczenko/PNP